Neuaufbau einer Yamaha Ténéré 1VK
Alles Begann mit einem ALb(Traum)
Fotos einer verstaubten Ténéré mit kurzer Beschreibung tauchten im Internet auf. Genug um mich davon zu überzeugen, dass die gute lange in einer trockenen Scheune gestanden ist und einen grossen Service benötigt um wieder auf die Strasse zu gelangen.
Da ich eine längere Motorradreise plante entschied ich mich die Katze im Sack zu kaufen. Der Verkäufer brachte sie mir am übernächsten Tag mit dem Transporter zur Garage. Die Hilfsbereitschaft beim Transport liess schon einiges vorausahnen.
Das Motorrad war komplett abgeranzt, das einzige Teil, welches nicht komplett verrostet war, war interessanterweise die Tankinnenseite.
Wir geben bekanntlich niemals auf
So machte ich mich nach der Ernüchterung an den Computer um mir einen Schimmer Hoffnung zu schaffen. Ich wollte etwas kreieren, was nicht jeder hat und trotzdem die Schöpfer dieses Kunstwerkes nicht beleidigen.
Nicht lange und ich hatte die Idee, das Motorrad in einem Monochrom-Design zu gestalten. Nicht nur gefällt es mir, es macht die Farbwahl einiges einfacher. Meine Freundin rundete das Konzept mit den goldenen Streifen ab, was mich nun komplett motivierte das Projekt anzugehen.
Wer gutes sucht findet gutes
Als wäre es so gewollt, taucht kurze Zeit später ein Tank für genau dieses Modell auf. Das Design: Schwarz-Weiss, wie von mir gezeichnet.
Mit Bestechungsgeld und einem Korb Zuger Kirschen machte ich mich auf den Weg nach Bern und durfte von Toni den Tank und weitere Teile übernehmen (Danke vielmals dafür!!!).
Die Zuversicht steigt
Mit dem neuen Tank auf dem Bike wusste ich, dass dieses Projekt ein voller Erfolg wird. So machte ich mich daran jedes Teil zu inspizieren und auf die Einkaufsliste zu schreiben.
Gummiteile, Vergaser-Revisionskit inkl. Membrane, Gabeldichtungen, Faltenbälge, Bremsrevisionskit, Gas und Kupplungszüge und jede Menge weitere kleine Verbrauchsteile standen auf der Bestellung bei Kedo, eBay und den anderen üblichen verdächtigen.
Ein grosses Thema war jedoch noch offen: Wie steht es um den Motor? Mit gut 40k KM und originaler Ansaugung hat schon die eine oder andere 1VK angefangen zu leiden. Mit dem Schweizerischen Mister XT600 machte ich mich daran per Ferndiagnose den Motor zu untersuchen.
Wir fanden heraus, dass der Zylinderkopf (neu 2KF) kürzlich ersetzt wurde. So war auch die Steuerkette in einwandfreien Zustand und die Kurbelwelle ohne Spiel oder Geräusche gelagert. Eine Motorrevision wird also nicht nötig sein, da diese kurz vor dem abstellen gemacht wurde.
Tonnenweise Bremsenreiniger, Rostentfernen und Abbeizer später
Da ich dieses Projekt nur mit erweiterten Hausmitteln durchführen wollte, entschied ich mich Rahmen, Schwinge und Gabel von Hand zu entlacken, entrosten und später zu sprayen. So sah man mich während mehreren Tagen drausen am entrosten, schleifen und später am lackieren. Hier habe ich 2K Pro Sprühlack verwendet. Jeweils die Grundierung, Decklack und Klarlack fürs finish.
Das Resultat war dem Projekt entsprechend sehr ansehbar. Gutes Wetter, gute Vorberitung und viel Geduld sind der Schlüssel zum Erfolg.
Die Vorfreude steigt
Während den verschiedenen Lackschichten habe ich die Bremsen revidiert, die Gabel überholt, die Sitzbank neu bezogen, den Kabelbaum ausgebessert und alle Teile gereinigt.
So habe ich sie nach der Trocknugnsphase des Lackes innert eines halben Tages zusammengesetzt und konnte nicht mehr darauf warten, die erste Reise mit Ihr vorzunehmen. Ich bin noch nie eine Ténéré dieses Jahrgangs gefahren, dachte mir, dass es spassig werden könnte aber hatte keine Ahnung was mich erwartet.
Die Mutprobe
Was ich bisher nicht erwähnte: nur wenige Wochen nachdem ich das Motorrad in der Garage abgestellt bekam, war eine Reise nach Spanien geplant. 12 Stunden Autobahn zu fahren erschien mir aber zu langweilig und so peilte ich bereits an, diese Reise als Härteprobe zu nutzen. Die Routenplanung war relativ einfach: So weit wie möglich dem TET zu folgen zwischen Hünenberg und Barcelona. Etwas über 2000km. Und ich hatte 4 Tage Zeit um rechtzeitig auf eine Paella anzukommen. Dies war Motivation genug.
Die Packliste war sehr kurz, da ich nur eine Box zum verstauen hatte. Die Seitenteile wollte ich nicht mit Taschen verkratzen.
- Werkzeugsatz mit verschiedenen Nüssen, Bits, Schlüsseln und Reifeneisen
- Ersatz-Unterwäsche
- Hängematte, Zeltplane & Schlafsack
- Taschenlampe, Messer, Zahnbürste
- Etwas Öl (man weiss ja nie)
Den Trinkrucksack auf den Rücken zu schnallen war Gold wert.
ROAD To Barcelona
Das Wetter spielte mit und so fuhr ich jeden Tag von der Dämmerung bis zum Eindunkeln über Landstrassen, Schotterwegen und durchquerte die unglaublichsten Landschaften. Jeden Tag knapp 500 Kilometer über unbefestigte Wege zu fahren erfordert Konzentration und eine Treue Reisegefährtin. Ich konnte mir kein besseres Motorrad für diese Reise wünschen. Auf Waldwegen und Schotter unglaublich stabil und spurtreu. Auf der Strasse richtig Dampf und satten Sound um jede Kurvenstrecke zu bezwingen.
FAZIT & Learnings
- Augen auf beim Gebrauchtkauf
- Never give up!
- 2K Pro Sprühlack -> TOP für Budget-Projekte!
- Die alten Ténérés sind unvergleichbare Reiseenduros / Traktoren
- Heidenau K67 performen auf und neben der Strasse genial und sehen dazu gut aus
- 2 Sätze Unterwäsche reichen aus für längere Reisen. Am Abend waschen, ausdrücken und im Schlafsack trocknen
Very interesting subject, thank you for putting up.